„Corona hat den digitalen Fortschritt beschleunigt“
An der Digitalisierung führt kein Weg mehr vorbei – auch nicht im Arbeitsalltag des Kölner Diözesan-Caritasverbandes. Drei Fragen dazu an Dr. Frank Johannes Hensel.
Herr Dr. Hensel, die Corona-Pandemie war auch die Stunde der Digitalisierung. Wie sehen Sie den DiCV aufgestellt?
Dr. Hensel: Das war schon sehr praktisch, dass wir erst jüngst vor Corona für eine modernisierte technische Ausstattung gesorgt hatten. Wir waren damit quasi einsatzbereit für das Mehr an digitalisierter Kommunikation von vielen unterschiedlichen Orten aus. Hardware- und Software-Voraussetzungen sind also weitgehend vorhanden, der Umgang damit wurde bereits eingeübt und ist schon ein ziemlich selbstverständlicher Teil unseres beruflichen Alltags. Das erlaubt uns, auch zukünftig die Arbeitsorte und Arbeitszeiten zu flexibilisieren, was sich folgerichtig bis in die Dienstvereinbarungen für unser Haus hinein entwickelt. Corona hat die Digitalisierung unserer Arbeit beschleunigt.
Was fehlt Ihrer Ansicht nach noch?
Dr. Hensel: Es fehlt noch Vertrautheit, die in eine geübte Umgangskultur führt. Das schleift sich gerade erst ein. Es geht um die richtige Mischung aus Begegnung und Virtualität, es geht um einen äußerlich und innerlich störungsfreien Umgang mit hybriden Möglichkeiten. Dazu haben wir Räumlichkeiten mit sehr guter Bild- und Tonübertragung geschaffen, in denen auch die nicht im Raum anwesenden Menschen gut sicht- und hörbar präsent sind. Das macht es noch mal leichter, in dem Ganzen eine angemessene Normalität zu entwickeln. Noch fühlt es sich eher fremd, aus der Not geboren und neu an.
Was wäre Ihr Anliegen in diesem Bereich?
Dr. Hensel: Digitalisierungsprozesse sind selbstverständlich weit mehr als nur eine verbesserte Kommunikationstechnologie. Bezüglich verbundenerer Dienstleistungen im Verband sind wir aktuell noch nicht viel weitergekommen. So ist die überregionale Online-Beratung bei regionalisierter Kostenerstattung weiterhin ein höchstens geduldetes, aber nicht geregeltes Phänomen. Nehmen Sie das Beispiel Schuldnerberatung: Sie bekommen von der Kommune für die Schuldnerberatung Geld, beraten über das Internetportal der Schuldnerberatung aber auch mal einen Menschen in Potsdam, dann dürfte die Kommune sagen: Dafür zahlen wir nicht. Bis jetzt wird das meist irgendwie geduldet – aber eben nicht verlässlich. Die fehlende Klarheit hält manche Dienste zurück, sich an den Portalen und dieser wirklich wichtigen Beratungsform zu beteiligen. Modernisierte Rahmenbedingungen müssen die neue, digitale Wirklichkeit ermöglichen.
Das Gespräch führte Barbara Allebrodt.
© Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e.V.
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